Es ist eigentlich seltsam, dass die freiwillige Wartezeit auf Milchkuhbetrieben oft nur eine Phase des Abwartens ist. Dabei wäre das Wissen um die Brunstsignale der Kühe genau in dieser Zeit überaus vorteilhaft – eine verpasste Chance! Ein unternehmerischer Milchkuhhalter wartet daher während der freiwilligen Wartezeit nach dem Abkalben nicht nur ab, sondern nutzt diese Phase aktiv als Vorbereitungszeit auf die nächste Trächtigkeit. Was genau bedeuten Erkenntnisse zur Fruchtbarkeit in dieser Phase, und was bringen sie dem Milchkuhhalter?

Befruchtungsrate

Lässt man die freiwillige Wartezeit verstreichen und beginnt erst nach 60 Tagen mit der Beobachtung der Kühe auf Brunstsignale, ist das kein Garant für den Erfolg. Untersuchungen zeigen [1], dass Kühe, die in den ersten 60 Tagen nach dem Abkalben keine Brunst zeigen, bei der ersten Besamung eine geringere Befruchtungsrate aufweisen (42,5 %) als Kühe, die ihre Brunst während der freiwilligen Wartezeit einmal (50,9 %) oder zweimal (55,4 %) gezeigt haben. Kühe, die in den ersten 60 Tagen ein- oder zweimal Brunst zeigen, benötigen außerdem 30 Tage weniger, um trächtig zu werden (siehe Grafik 1). Ein Nachteil spät trächtiger Kühe zeigt sich aber nicht nur in der Anzahl der offenen Tage, sondern auch in der Tatsache, dass sie oft in einem zu guten Zustand in die folgende Trockenperiode gehen. Dadurch kalben sie schwerer und starten schwieriger in die nächste Laktation – ein Teufelskreis, der sich selbst aufrechterhält. Eine schlechte Befruchtungsrate bedeutet daher eine der größten Einschränkungen [2] für die Rentabilität auf Milchkuhbetrieben.

Grafik 1: Kaplan-Meier-Analyse, die den Zusammenhang zwischen Brunstanzeichen von Tag 7 bis Tag 60 post partum und der Zeit bis zur Trächtigkeit bei 3750 Kühen zeigt. Die Mediananzahl der Tage in Laktation bis zur Trächtigkeit lag bei 121, 96 und 92 für Kühe ohne Brunst (Estrus0), mit einer Brunst (Estrus1) und mit zwei oder mehr Brünsten (Estrus2+).

Ursachen für Fruchtbarkeitsprobleme

Verschiedene Ursachen [3, 4, 5] können zu einem unregelmäßigen Zyklus oder zum Ausbleiben des Zyklus bei Milchkühen führen. Ernährung (negative Energiebilanz, Vitamin- oder Mineralstoffmangel), Körperkondition (zu niedriger oder zu hoher Body Condition Score), Krankheiten (u. a. Mastitis, Metritis), Managementfaktoren (schlechte Stallhaltung, (Hitze-)Stress etc.) oder hormonelle Ungleichgewichte können den Fruchtbarkeitsproblemen zugrunde liegen. Kontrolle und gegebenenfalls Behandlung durch den Tierarzt, Optimierung des Fütterungsmanagements in der Übergangsphase oder die Steigerung des Kuhkomforts sind mögliche Maßnahmen, um das Tier wieder in den richtigen Rhythmus zu bringen und die Anzahl der offenen Tage zu verringern.

Aktive Vorbereitung

Die Lösung zur Verbesserung der Reproduktionsergebnisse? Bessere Einblicke in die Zyklen der Kühe. Durch die Aufzeichnung der Brunstphasen der kürzlich abgekalbten Kühe erkennt man sofort, ob der Zyklus regelmäßig ist oder ganz ausbleibt, wie oft die Brunst aufgetreten ist und wie stark sie war. In allen Fällen besteht die Möglichkeit, während der freiwilligen Wartezeit präventiv zu handeln, sodass die Kuh nach dieser Phase bereit ist für eine erfolgreiche Besamung. Damit gilt: nicht warten, sondern aktiv vorbereiten! Zudem kann das Wissen über die Brunstphasen genutzt werden, um teureres, gesextes Sperma strategisch bei Kühen mit bester genetischer Veranlagung und mehreren Brunstphasen anzuwenden, da diese eine deutlich höhere Befruchtungsrate aufweisen als Kühe, die in der freiwilligen Wartezeit keine Brunst gezeigt haben.

Erkenntnisse zur Fruchtbarkeit

Automatische Brunstüberwachung ist ein ideales Hilfsmittel. So erkennt Nedap CowControl auch während der freiwilligen Wartezeit, wann eine Kuh brünstig ist und wie stark ihre Brunst ist. Ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand erhält man so Einblicke in die Zyklizität aller Kühe. Das Nedap CowControl-Dashboard bietet bei den Reproduktions-Checks eine Übersicht zu den Reproduktionsdaten aller Kühe. Tiere mit unregelmäßigem oder ohne Zyklus werden einfach herausgefiltert und erscheinen auf der Arbeitsliste für weitere Untersuchungen durch einen Fruchtbarkeitsexperten. Mit der richtigen Behandlung wird die Kuh wieder zyklisch und hat eine höhere Chance, in der Besamungsperiode trächtig zu werden.

Nedap Erkenntnisse zur Fruchtbarkeit

Nedap CowControl bietet direkte Einblicke in die Zyklizität aller Kühe, auch während der freiwilligen Wartezeit. So können die Kühe aktiv auf die nächste Trächtigkeit vorbereitet werden.

Weniger unnötige offene Tage, mehr Gewinn

Der positive Effekt einer aktiven Vorbereitung auf die nächste Trächtigkeit ist eindeutig: weniger unnötige offene Tage, also eine höhere Milchleistung pro Kuh und Jahr, höhere Arbeitseffizienz und niedrigere Kosten für die künstliche Besamung. Ein besserer Einblick in die Fruchtbarkeitsdaten jeder Kuh hat außerdem den Vorteil, dass die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Anwendung von gesextem Sperma steigt. Geht man davon aus, dass die Kosten pro offenen Tag [6] etwa 3,70 € betragen, und das durchschnittliche offene Intervall – außerhalb der freiwilligen Wartezeit – um 5 Tage verkürzt werden kann, ergibt sich daraus ein Vorteil von 18,50 € pro Kuh. Für eine Herde von 500 Kühen summiert sich dies schnell auf 9250 €.

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[1] Effect of transition cow health and estrous expression detected by an automated activity monitoring system within 60 days in milk on reproductive performance of lactating Holstein cows
[2] Treatment of Cycling and Noncycling Lactating Dairy Cows with Progesterone During Ovsynch1 – Journal of Dairy Science
[3] Non-Cycling Cows | Dairy Australia
[4] Early treatment of non-cycling cows and novel treatment options – Vetlife
[5] Management and Treatment of Dairy Cows that are Not Cycling or have Follicular Cysts – DAIReXNET (extension.org)
[6] Dairy Farm “Cost of Days Open” | CCE Delaware